Apelbaumsterben durch Misteln

Dem einen oder anderen aufmerksamen Spaziergänger mag es schon aufgefallen sein: Auch im Winter erscheinen manche Apfelbäume ziemlich grün. Manche scheinen von weitem sogar dicht belaubt. Ursache ist der Befall durch Misteln, ein Halbschmarotzer, der bei uns neben Weiden meist auf Apfelbäumen vorkommt. Und das in erschreckendem Maße.

Die sprunghafte Entwicklung von der Rarität zur Massenerscheinung in gerade mal fünfzehn oder zwanzig Jahren ist bedingt durch die Abnahme der Bedeutung der Streuobstwiesen für unseren Lebensunterhalt. Früher wurden Misteln aus den Ertragsobstbeständen (auf Hochstämmen) konsequent entfernt. Ob ihrer Seltenheit stand die faszinierende Pflanze lange Zeit unter Naturschutz. Seit ihrem massenhaften Vorkommen ist das mittlerweile nicht mehr der Fall.

Misteln entziehen ihrem Wirtsbaum Nährstoffe und Wasser, betreiben aber auch mit ihrer grünen Oberfläche Photosynthese. Die Pflanze bildet männliche und weibliche unscheinbare grünlichgelbe Blüten, die von Insekten bestäubt werden. Nach der erfolgten Befruchtung bilden sich weiße Beeren.

Verbreitet werden die Misteln durch Vögel. Diese fressen während des Winters die Beeren. Dabei versuchen sie nur das Fruchtfleisch zu fressen und streifen die klebrigen Samen meist vor Ort an Ästen desselben Baumes ab, auf dem die Misteln wachsen. Werden Samen mitgefressen, passieren die schleimumhüllten Samen schnell den Verdauungstrakt der Vögel. Über die Ausscheidungen gelangen die unverdauten Samen auch auf andere Wirtsbäume.

Nach der Keimung auf der Rinde eines geeigneten Wirtsbaumes (auf der Obstwiese sind das meist Apfelbäume) dringt die Mistel in dessen Leitbahnen ein. Die noch junge, sich langsam entwickelnde Mistel, regt den Baum örtlich zu verstärktem Wachstum an. Aus der sich bildenden Verdickung wachsen Triebe in alle Richtungen. Wächst die Mistel im Laufe der Jahre heran, bildet sie ihrerseits Früchte, die zur weiteren Ausbreitung führen. Nach und nach breiten sich die Halbschmarotzer über die ganze Krone des Baumes aus. Die Mistelpflanzen können dabei Durchmesser von bis zu einem Meter erreichen. Dieser Zustand wird während des Winters besonders augenfällig, wenn der unbelaubte Baum den Blick auf die immergrünen Misteln frei gibt. Ist der Baum von zahlreichen älteren Misteln besiedelt dreht sich der bei der Neubesiedelung wachstumsanregende Effekt um und die Mistel zehrt in zunehmendem Maße ihren Wirtsbaum aus. Das kann zum Absterben der Krone führen. Dies zeigt sich daran, dass sich die Misteln gelb färben, da sie vom abgestorbenen Ast nicht mehr versorgt werden.

Will man die Ausbreitung der Misteln verhindern, müssen diese konsequent entfernt werden. Sie dürfen dabei keinesfalls das Stadium erreichen, bei dem sie schon selber Beeren tragen. Wachsen die Misteln endständig, also im äußeren Kronenbereich, können die Misteln mit einem Rückschnitt auf die nächstgelegene Gabelung entfernt werden. Der Schnitt führt zu einer Vitalisierung des Baumes, der mit verstärktem Austrieb und in der Folge höherem Fruchtansatz reagiert. Haben die Misteln bereits die tragenden Leitäste befallen ist dies jedoch nicht möglich. Hier kann man nur versuchen die Misteln astparallel zu entfernen. Sie werden aber wieder ausschlagen und nach einigen Jahren wieder fruchten.

Beim Entfernen der Misteln sind die umliegenden und speziell die darunterliegenden Astpartien darauf zu kontrollieren, ob nicht bereits Mistelsamen auf der Rinde kleben. Die sind bei der Gelegenheit auch zu entfernen (abkratzen). Oft hängen die Samen, mit eingetrockneten Schleimfäden verbunden, wie eine Perlenkette in den Ästen.

Überhaupt sollten Obstbäume regelmäßig geschnitten werden. Dass dabei die Misteln entfernt werden, sollte selbstverständlich sein. Der Baum dankt es mit mehr und schöneren Früchten. Die Mistel wird dadurch nicht ausgerottet, sondern nur in der Anzahl reduziert. Ein abgestorbener Obstbaum bietet der Mistel keinen Lebensraum mehr.

Dem vor einiger Zeit in vielen Zeitungen abgedruckten Artikel "Mistelzweige brauchen Wirtsbaum" kann nur ausdrücklich widersprochen werden. Man sollte nicht seine Obstbäume "künstlich" mit Misteln infizieren. Schneller als man es sich versieht ist der ganze Baum und anschließend auch die benachbarten Bäume befallen. Ob das dem Nachbarn dann auch so gut gefällt?

Link zu Wikipedia: Misteln

 

Zur Mistelproblematik kann ein Faltbblatt des Pomologen-Vereins, Landesgruppe Hessen hier heruntergeladen werden:

Mistel-Flyer PV LG Hessen

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